Montag, 1. Februar 2021

188. Tag - Ein neues Ziel / A New Target

"In der Nacht zum Samstag, dem 15 Juli 1922, war in Nideggen ein Riesentrubel. Zu Tausenden strömten Menschen aus Aachen, Köln und von weiter her in den kleinen Luftkurort. Die wenigsten hatten ein Quartier, aber viele kamen auf Pferdefuhrwerken, mit Bierfässern drauf und mit Musik"

Wovon hier geschrieben wird, ist ein Rennen mit Autos und Motorräder. Das historische Rennen wurde 5 mal ausgerichtet: 1922, 1924, 1925 und 1926. Mit dem fünften Eifelrennen 1927 wurde dann der Nürburgring eröffnet.

"On the night of Saturday, July 15, 1922, there was a huge commotion in Nideggen. Thousands of people from Aachen, Cologne and further afield streamed into the small climatic health resort. Few had lodgings, but many came on horse-drawn carts, with barrels of beer on them and with music."

What is written here is a race with cars and motorcycles. The historical race was organized 5 times: in 1922, 1924, 1925 and 1926, and then with the fifth Eifelrennen in 1927 the Nürburgring was opened.

Das Rennen wird als touristische Veranstaltung wieder durchgeführt. www.Eifelrundfahrt1922.de
Es sind nur Fahrzeuge mit Baujahr bis 1939 zugelassen, was die Veranstaltung etwas exklusiv macht. Sie ist auf 45 Autos begrenzt. Motorräder sind auch zugelassen und gerne gesehen.

Ich habe das Model T angemeldet. Die Veranstaltung ist am 11.07.2021. Bis jetzt ist das Model T das älteste und mit seinen 20 PS auch das langsamste Auto. Aber es passt perfekt zu dem Starterfeld der Jahre 1922 bis 1926. Es ist ja auch kein Rennen. Die eigentliche Herausforderung wird darin bestehen von Saarbrücken nach Nideggen zu fahren, dort an der Veranstaltung teilzunehmen und wieder zurückzufahren. Die Anfahrt sind 220km.

The race will be held again as a tourist event. www.Eifelrundfahrt1922.de 
Only cars built up to 1939 are allowed, which makes the event somewhat exclusive. It is limited to 45 cars. Motorcycles are also allowed and welcome.

I have registered the Model T. The event is on 11.07.2021. So far the Model T is the oldest and with its 20 hp also the slowest car. But it fits perfectly to the starting field from 1922 to 1926. It is not a race after all. The real challenge will be to drive from Saarbrücken to Nideggen, participate in the event and drive back. The journey is 220km.

Jetzt aber noch etwas zu der historischen Veranstaltung. Text und Bilder sind der Homepage der Veranstaltung entnommen.

Das erste Rennen

Beim 1. Rennen 1922 gab es noch keine Einteilung der Touren-, Sport- und Rennwagen, und ebenso wenig eine Unterscheidung zwischen Privat- und Industriefahrern. Dadurch prallten in der am  Vortag des Rennens stattgefundenen Fahrerbesprechung die Gemüter aufeinander, da einige waschechte Privatfahrer eine gesonderte

Bewertung wünschten. Es geschah nicht.  Profitieren konnten hiervon Fritz von Opel, mit seinem Bruder Hans, die in der Klasse bis 8 Steuer-PS mit deutlichem Vorsprung siegten. Sie schafften die 166 km Distanz (5 Runden) in 2:19:30 Stunden. Für ihre Zeit waren die Opels nämlich Profis. Sie hatten schon eine Art Fahrerlager in ihrem Hauptquartier im „Eifeler Hof“ in Heimbach, und sie starteten mit rennmäßig präparierten Fahrzeugen. Ein typischer Amateur –ein Herrenfahrer-war dagegen ein junger Mann, der mit ihnen im gleichen Feld startete. Sein Onkel, der in Aachen die „Fafnirs“ baute, hatte ihm für das 1.Eifelrennen ein Fahrzeug gegeben. Er kam nicht ins Ziel damit, aber er selbst kam wieder: Rudolf Caracciola. Die ersten auf der Strecke waren aber ab 05:25 Uhr die Hilfsmotorräder. Sie hatten außer ihren 1,5 – 2 PS noch Pedale, die unterstützend getreten werden dürften, weshalb sich auf diese Klasse, es waren 2 Runden, 66,4 km zu fahren, ehemalige Radrennfahrer mit kräftiger Beinmuskulatur spezialisierten. Gesamtsieger dieser Veranstaltung, die sehr viele Ausfälle zu verzeichnen hatte, wurde schließlich Volkhard aus Laupheim auf einem Steiger, der mit seiner tollkühnen Vorstellung die Zuschauermassen in Bewunderung und Erstaunen versetzte.

Dieses 1. Eifelrennen war ein voller Erfolg. Begeistert sprachen sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer über den Verlauf dieser auf hoher sportlicher Stufe stehenden Fahrt. Der Industrie waren wertvolle Fingerzeige gegeben worden, die Leistungsfähigkeit der Maschinen zu steigern. Aber Besatzung und Besatzungsnöte ließen die erhoffte Wiederholung im Jahre 1923 ausfallen. Es war unmöglich, in den schlimmsten Zeiten des passiven Widerstandes an die Durchführung des Eifelrennens zu denken.  

(Quelle: Aachener Zeitung 1926 C.R. Halm)


Die Strecke

Die Strecke führte von Nideggen, durch Berg, Wollersheim, Vlatten, Heimbach, Hasenfeld, Schmidt, Brück zurück nach Nideggen. Mit Rücksicht auf die Bewohner der zu durchfahrenden Orte waren diese Stellen neutralisiert. Jedem Fahrer war ein von der Gesamtzeit in Abrechnung zu bringender Spielraum von fünf Minuten für jeden Ort gewährt worden. An sich war die Strecke ganz dazu angetan, die klassische Bahn für deutsche Automobilrennen zu werden .Der Nideggener Rundkurs ähnelte verblüffend der Rennstrecke der internationalen „Targa Florio“ Italiens, obwohl sie nicht so steil wie die italienische Rundbahn war. Aber ihre Kurven, die sich in allen nur erdenklichen Spielarten aneinanderreihen, um lediglich auf einer Strecke von etwa 300 m eine gerade Fahrt zu gewähren, sind prozentual größer als bei der „Targa Florio“. Der bekannte Dresdner Herrenfahrer Dolerenz, der die „Targa Florio“ kannte, äußerte sich in vorstehender Weise und war über die Schwierigkeit der Bergstrecke ebenso erstaunt, wie viele Andere, die in Unkenntnis der Verhältnisse in der Eifelrundfahrt eine Prüfung durchschnittlicher Art vermutet hatten. Ortskundige Autofahrer dagegen prophezeiten eine Katastrophe. Die Renn-Oldtimer holperten durch die Haarnadelkurven, wobei sich der Beifahrer zu Verbesserung der Bodenhaftung in die entsprechende Position hinauslehnte. Zum Überholen musste der Beifahrer erneut aktiv werden; er hatte durch Blasen des Signalhorns den Vorfahrenden zu warnen. Insgesamt waren 86 Kurven auf der 33,2 km langen Strecke, bei 265 m Höhenunterschied, zu überwinden. Für Nideggen waren die Renntage ein Ereignis ohnegleichen. Bauern wandelten ihre Scheune in Fahrradwachen um und verlangten 5 Pfennig dafür. Im abgeriegelten Wiesenkaree am Start und Ziel in Höhe der Burg drängten sich über 200 Autos von Zuschauern. Die stolzen Autobesitzer mussten pro Benzinkutsche 3 Mark Parkgebühr aufwenden. Ein schöner Batzen Geld im Jahre 1922, doch wer damals so ein „neumodisches Kolbenroß“ besaß, zählte ohnehin nicht zu den Ärmsten. 

(Quelle: Aachener Zeitung 1926 C.R. Halm)

But now something about the historical event. Text and pictures are taken from the homepage of the event.

The first race
At the 1st race in 1922, there was still no classification of touring, sports and racing cars, and just as little distinction between private and industrial drivers. This caused a clash of opinions at the drivers' meeting held the day before the race, as some genuine private drivers wanted a separate evaluation. This did not happen.  Fritz von Opel and his brother Hans profited from this and won the class up to 8 hp with a clear lead. They managed the 166 km distance (5 laps) in 2:19:30 hours. For their time, in fact, the Opels were professionals. They already had a kind of paddock at their headquarters in the "Eifeler Hof" in Heimbach, and they started with race-prepared cars. On the other hand, a typical amateur -a gentleman driver- was a young man who started with them in the same field. His uncle, who built the "Fafnirs" in Aachen, had given him a vehicle for the 1st Eifel race. He did not finish with it, but he himself came again: Rudolf Caracciola. But the first on the track from 05:25 were the auxiliary motorcycles. In addition to their 1.5 - 2 hp, they had pedals that could be pedaled for support, which is why former bicycle racers with strong leg muscles specialized in this class - there were 2 laps, 66.4 km to go. The overall winner of this event, which had a lot of failures, was Volkhard from Laupheim on a Steiger, who amazed and astonished the spectators with his daredevil performance.

This 1st Eifel race was a complete success. Both participants and spectators spoke enthusiastically about the course of this highly sporting race. The industry had been given valuable pointers on how to increase the performance of the machines. However, crew and occupation difficulties meant that the hoped-for repetition in 1923 had to be cancelled. It was impossible to think of holding the Eifelrennen in the worst times of passive resistance.  
(Source: Aachener Zeitung 1926 C.R. Halm)

The route
The route led from Nideggen, through Berg, Wollersheim, Vlatten, Heimbach, Hasenfeld, Schmidt, Brück back to Nideggen. With consideration for the inhabitants of the places to be passed, these places were neutralized. Each driver was allowed a margin of five minutes for each place, to be deducted from the total time. The Nideggen circuit was strikingly similar to the circuit of the Italian international "Targa Florio", although it was not as steep as the Italian circuit. But its curves, which were lined up in every conceivable way to provide a straight run for a distance of only about 300 meters, were larger in percentage than those of the "Targa Florio". The well-known Dresden gentleman driver Dolerenz, who knew the "Targa Florio", expressed himself in the above manner and was just as astonished about the difficulty of the mountain track as many others who, unaware of the conditions in the Eifel circuit, had assumed a test of an average nature. Local drivers, on the other hand, predicted a disaster. The vintage racing cars bumped through the hairpin curves, with the co-driver leaning out into the appropriate position to improve grip. To overtake, the co-driver had to become active again; he had to warn the car in front by blowing the horn. A total of 86 curves had to be negotiated on the 33.2 km route, with a difference in altitude of 265 meters. For Nideggen, the race days were an unparalleled event. Farmers converted their barns into bicycle guards and charged 5 pfennigs for them. More than 200 cars of spectators crowded into the cordoned-off meadow karee at the start and finish line near the castle. The proud car owners had to pay a parking fee of 3 marks per gasoline carriage. A nice chunk of money in 1922, but whoever owned such a "new-fangled cob" at that time was not among the poorest anyway.
(Source: Aachener Zeitung 1926 C.R. Halm)


Interessant sind die Meldelisten aus diesen Jahren:
The registration lists from these years are interesting:

1922:
Autos, Klasse I, Wagen bis 5 PS (166km)
Wanderer
HAG
Fox (F)
Austro-Daimler
Koko
Koko
Fox (F)
Autos, Klasse II, Wagen bis 8PS (166km)
Opel
Dürkopp
Dürkopp
Fafnir
Presto
AGA
Fafnir
Körting
Opel
Priamus
Selve
NSU
Selve
Priamus
Fadag
Autos, Klasse III, Wagen bis 10 PS (166km)
Steiger
Simson
Steiger
Szawe
Autos, Klasse IV, Wagen bis 18 PS (166km)
Steiger
Adler
Adler
Elite
Steyr
Steyr
Steyr
Motorräder, Klasse I Hilfsmotorräder bis 175ccm
1,5PS-Snob
1,5PS-DKW
2PS-Ziro
2PS-Ziro
Opel
Opel
1,5PS-Snob
Motorräder, Klasse II bis 350ccm
3PS-Ardie
3PS-Derad
Douglas
Wanderer
Ardie
NSU
Wanderer
Motorräder, Klasse III bis 500 ccm
4PS-Krieger-Suhl
4PS-Krieger-Suhl
Victoria
Krieger-Suhl
Douglas
Krieger-Suhl
Engl. Triumph
NSU
Krieger-Suhl
Victoria
Motorräder, Klasse IV bis 750 ccm
6PS-Ardie
4,5PS engl. Triumph
Mabeco
Mabeco
Wanderer
Engl. Triumph
Engl. Triumph
Mabeco
Motorräder, Klasse V bis 1000 ccm
SPS-NSU
Harley-Davidson
NSU
9PS-Harley-Davidson
Mars
NSU
9PS-Harley-Davidson

1923: Kein Rennen

1924:
Tourenwagen, Klasse I, Wagen bis 4 PS
Amlicar
Amlicar
Arnor
Arnor
Pluto
Opel
Tourenwagen, Klasse III, Wagen über 5 bis 6 PS
Wanderer W9
Mercedes
Citroen
Peugeot
Bugatti
Fiat
Tourenwagen, Klasse IV, Wagen über 6 bis 8 PS
Dürkopp
Fafnir
Ansaldo
Bianchi
Bugatti
Dürkopp
Dürkopp
Fafnir
Fafnir
NSU
Dürkopp
Tourenwagen, Klasse V, Wagen über 8 bis 10 PS
NAG
Austro-Daimler
Stoever
Steiger
Austro-Daimler
Austro-Daimler
Steiger
Fafnir
Tourenwagen, Klasse VI, Wagen über 10 bis zu 12 PS
Oakland
Peugeot
Oakland
Steiger
Tourenwagen, Klasse VII, Wagen über 12 PS
Mercedes
Mercedes
Jevett
Benz
Rennwagen bis 1,5 Liter
Mercedes
Bugatti
Citroen
Opel
Rennwagen bis 2 Liter
Bianchi
Fafnir
Fafnir
Rennwagen über 2 Liter
Mercedes
Opel
Stoewer
NAG
Motorräder, Klasse I bis 150 ccm
DKW
Imperiette
Imperiette
Motorräder, Klasse II 150 bis 250 ccm
Rover
OK Junior
NSU
Motorräder, Klasse III 250 bis 350 ccm
Imperial
New-Imperial
Apex
Motorräder, Klasse IV 350 bis 500 ccm
BMW
Sunbeam
Norton
Motorräder, Klasse V 500 bis 750 ccm
Indian
Indian
Wanderer
Motorräder, Klasse VI über 750 ccm
Harley Davidson
Harley Davidson
KMB

1925:
Rennwagen, Klasse I bis 1100ccm
Opel 4/14 Laubfrosch
Rennwagen, Klasse II 1101ccm bis 1500ccm
NSU
Mercedes
Mercedes
Rennwagen, Klasse III 1501ccm bis 2000ccm
Ford Model T Special
Bugatti T30
Benz RH „Monza“
Dürkopp 8/80 hp
Dürkopp P8A
Bugatti T30
Bugatti T35
Rennwagen, Klasse IV über 2000ccm
Steiger 10/50hp
Alfa Romeo
Alfa Romeo
Hansa

1926:
Sportwagen, Klasse C über 30000ccm bis 5000ccm, 10 Runden
Buick
Benz
Steyr
Benz Sport
Sportwagen, Klasse D über 2000ccm bis 3000ccm, 10 Runden
Fiat 509 No 22
Austro-Daimler
Hansa
N.A.G.
Apollo
Austro-Daimler
Sportwagen, Klasse E über 1500ccm bis 2000ccm, 10 Runden
Bugatti
Schneider
Bugatti
Sportwagen, Klasse F über 1500ccm bis 2000ccm, 8 Runden
Bugatti
Bugatti
Mercedes
Sportwagen, Klasse G über 750ccm bis 1100ccm, 8 Runden
Opel
Opel
Rennwagen, Klasse A-D über 2000ccm, 15 Runden
Ford Model T Spezial
Steyer
Rennwagen, Klasse E über 1500ccm bis 2000ccm, 15 Runden
Bugatti
Rennwagen, Klasse F über 1100ccm bis 1500ccm, 12 Runden
A.G.A.
NSU
NSU
Rabag-Bugatti
Mannesmann
Rennwagen, Klasse G bis J bis 1100ccm, 12 Runden
Opel

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